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Gedanken .....

Erfolgreich  ?

Eine Gesellschaft, in der man „erfolgreich“ zu sein hat, um als Mensch anerkannt zu werden, wird spätestens dann an ihre Grenzen stoßen, wenn dem größeren Anteil ihrer Mitglieder dies nicht mehr gelingen kann bzw. gelingt.

(Prof. Dr. Hanspeter Tusch , Innsbruck)

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Erfolg – was ist das ?

„Erfolgreich sein“ wird in hoch entwickelten Ländern hauptsächlich mit wirtschaftlichem also materiellem Besitztum, Ansehen, Macht usw. verbunden. Kurz: „Wer nichts hat, ist nichts wert“. Wirklich neu ist dies nicht, nur dass heute im Gegensatz zu früher ein wesentlich größerer Anteil der Bevölkerung an diesem Reichtum teilhaben konnte - bis jetzt. 

Nun droht dieses Traumgebilde vom ständigen Wachstum, von immer mehr, größer, höher usw. langsam zu zerplatzen. Das sorgt für wachsende Unruhe, Unverständnis und für mehr oder weniger gelungene Versuche, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten.

Die heutige Generation ist in einem beständigen Aufwärtstrend groß geworden. Der größere Anteil der Menschen konnte sich immer mehr leisten. Und vieles von dem, wovon die Nachkriegsgeneration bestenfalls träumen konnte, ist heute selbstverständlicher Bestandteil unseres Alltags: Essen gehen, Urlaube, Autos, modische Kleidung, Handys, optimale ärztliche Versorgung usw. werden als normal betrachtet, und sich diesbezüglich einschränken zu sollen/müssen, hat schon den Geruch des Ärmlichen an sich.

In „gute Zeiten“ hinein zu wachsen, ist zugegebenermaßen sicher leichter, als Abstriche machen zu müssen, vor allem, wenn man „das Andere“ nicht kennt.
Dem stetigen Wirtschaftswachstum sind Grenzen gesetzt, auch wenn dies aus gutem Grund noch kräftig verleugnet wird. Die Konsequenzen werden nachhaltig sein, was sich derzeit bereits deutlich abzeichnet. Wenn die Arbeitslosenrate beharrlich ansteigt, ist es wenig hilfreich und unzulässig, den davon betroffenen Menschen nur Faulheit, Anpassungsunwilligkeit oder sonstiges Eigenverschulden zuzuweisen. Mag sein, dass es sich etliche in einem zum Teil überfürsorglichen Sozialgefüge bequem gemacht haben und Selbstverantwortung nicht gerade gefördert wurde.

Trotzdem sind Verallgemeinerungen auch hier unangebracht, und wem vorrangig seine Rechte vorgebetet werden, der kann seine Pflichten eben leichter aus dem Auge verlieren.
Für viele ist „arbeitslos werden“ ein harter Schicksalsschlag, der ihre gesamte Identität in Frage stellt. In einer Leistungsgesellschaft ist eine Person, die nichts mehr leistet (leisten kann/darf), scheinbar wertlos und unnütz.

Wer sich so empfindet, so abgestempelt wird, verliert zwangsläufig seinen Halt und damit seinen Wert. Arbeit ist nicht nur notwendig, sondern auch sinnstiftend, und dies begreift man dann besonders deutlich, wenn man sie verliert.
Sichtbar wird jedenfalls, dass ein Weitermachen wie bisher unmöglich ist. Erkennbar wird auch, dass eine langfristige Lebensplanung schwierig bis unmöglich wird, und dass Lebensentwürfe da und dort zum Scheitern verurteilt sein werden. Beziehungen sind ein Lebensbereich, in dem dies bereits Tatsache ist, und weitere werden folgen. Zusammenbrüche großer Konzerne sprechen eine deutliche Sprache für den, der „hören“ will.

Die Arbeitswelt ist der nächste Bereich, in dem sich eine derartige Entwicklung abzeichnet: lebenslanges Neu- bzw. Umlernen, keine Sicherheit, ob das Erlernte in den nächsten Jahren noch gebraucht wird, die „neuen Selbständigen“, die helfen sollen, die Arbeitslosenrate zu „senken“ (schönen), wobei absehbar ist, dass trotz fachlicher Kompetenz nicht jeder dafür geeignet ist.
Die Menschen müssen den neuen Anforderungsprofilen erst angepasst werden - vielleicht wäre es umgekehrt leichter?

Leben ohne das bisher vertraute Sicherheitsnetz muss gelernt werden. Ob dies für die Mehrheit rasch genug möglich sein wird, ist allerdings nicht vorhersehbar.

Einschneidende Veränderungen sind angesagt, aber meist nicht in der Geschwindigkeit zu erreichen, in der diese nötig wären.

 Große Systeme sind schwerfällig, und ein zu heftiges Gegensteuern oder eine falsche Kurskorrektur bergen die Gefahr des „Schleuderns“.

Außerdem steht die Mehrheit der Menschen großen, raschen Veränderungen nicht gerade aufgeschlossen gegenüber, da Vertrautes bekanntlich ein Stück Sicherheit bietet.

Die dafür notwendigen Verhaltensänderungen sind - wie jeder, der es schon einmal versucht hat, weiß - ein langsamer, anstrengender Prozess. Wenn nun wohl oder übel der größte Teil der Bevölkerung zwangsweise mit diesen Veränderungen konfrontiert wird, hilft Jammern und Klagen alleine herzlich wenig. Wenn „Scheitern“ in Zukunft vermehrt auftreten wird, und in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist dies wahrscheinlicher, ist ein anderes Verständnis und eine andere Bewertung des „Scheiterns“ nötig.
Es kann nicht alles gelingen. Dass etwas nicht leicht oder gar nicht gelingt, gehört grundsätzlich zu den natürlichsten Erscheinungen unseres Lebens. 

Viele Errungenschaften unseres modernen Lebens (ob alles sinnvoll ist, sei dahin gestellt) sind aus solchen Prozessen, wie Versuch und Irrtum, Erkenntnis, Erfahrung, Entwicklung usw. entstanden. Wir müssen lernen, dass nicht alles gelingen kann, dass sowohl berufliche wie auch private Wünsche und Vorstellungen sich nicht unbedingt erfüllen müssen.
In einer Kultur, in der ein Mensch nicht „fehlen, irren, versagen“ darf, werden Verleugnung, Schuldverschiebung und -zuweisung Tür und Tor geöffnet und Lernprozesse unterbunden. Auch aus dem, was misslingt, kann man seine Lehren ziehen, reflektieren, warum es geschehen ist, und anders weitermachen. Sich nicht klein machen (lassen) von Misserfolgen oder unerfüllten Erwartungen ist nicht leicht, aber möglich. Immer wieder umdenken und neu beginnen kann zukünftig zur Überlebenstechnik werden.

Änderungen
Wenn die Außenbedingungen schwieriger werden und Selbstverständliches nicht mehr selbstverständlich ist, Weniges sicher und verlässlich erscheint, müssen wir uns vermehrt auf uns selbst und unsere Anpassungsfähigkeit verlassen können.

Resignation ist dabei ein Bremsklotz, und den Focus ständig auf das zu richten, was nicht gelungen ist, macht einen Neubeginn unmöglich. Niederlagen können Stärken mobilisieren, derer man sich nie bewusst war. 

Dazu ist es allerdings unumgänglich, die Bindung an das nicht erreichte Ziel zu lösen, gedanklich wie auch emotional, und nach Alternativen zu suchen. Wer sich von dem, was nicht gelungen ist, nicht „verabschieden“ kann, wird keine Alternativen finden.

Auch wenn „Abschied nehmen“ im Regelfall schmerzt, ist es ein Befreiungsakt, denn nur dann wird die Energie frei, die wir für einen Neubeginn benötigen.

„Verschüttete“ Fähigkeiten wecken.
In Zeiten einer relativen Ordnung findet weniger Entwicklung statt, da keine Notwendigkeit dazu besteht. „Not macht erfinderisch“, sagt der Volkmund, und genau das kann passieren, wenn unsere „Welt“ in Unordnung gerät. Mut, Kreativität und Flexibilität können dann aus der Erstarrung führen und uns nie gedachte Wege aufzeigen, in uns (oft verschüttete) Fähigkeiten wecken, die uns selbst überraschen. Die Bereitschaft, sich neu zu definieren, wenn die Umstände es erforderlich machen, ist eine wichtige menschliche Stärke.


Wem es gelingt, aus einer Niederlage aktiv einen neuen Weg zu finden, der geht gestärkt daraus hervor. Diese Person hat etwas Wichtiges gelernt, was für das weitere Leben von ausschlaggebender Bedeutung sein wird, nämlich:

„Jede Krise hat nicht nur ihre Gefahren, sondern auch ihre Möglichkeiten“

(Martin Luther King).

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Die Menschen sind grob in drei Kategorien einzuteilen:
Die wenigen, die dafür sorgen, dass was geschieht,
die vielen, die zuschauen, wie was geschieht,
und die überwältigende Mehrheit, die keine Ahnung hat,
was überhaupt geschieht.


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